Und es gibt sie doch!

N26 - das Einhorn der deutschen Fintech-Szene

Veröffentlicht am: 14.01.2019
Von: ROSE & PARTNER Rechtsanwälte Steuerberater
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N26 - das Einhorn der deutschen Fintech-Szene

Ein Beitrag von Dr. Michael Demuth

Gerade ging die Meldung über den Ticker, dass das Berliner Fintech N26 € 260 Millionen in einer zweiten Finanzierungsrunde eingesammelt hat. Die Bewertung von N26 liegt damit bei über € 1 Milliarde und das Unternehmen qualifiziert damit als sogenanntes Einhorn unter den Startups. N26 hatte 2015 für Aufsehen gesorgt, als € 10 Millionen, auch aus dem Silicon Valley durch Startup-Legende Peter Thiel, in ungewohnter Richtung an das Startup aus Deutschland flossen. N26 ist damit vor dem Hamburger Unternehmen Kreditech das höchst bewertete deutsche Fintech.

Startup-Finanzierungen für Fintechs im Aufwind

Fintechs sind einer der am schnellsten wachsenden Bereiche im Startup-Universum. Sie haben im Bank-und Finanzsektor bereits erhebliche Umbrüche bewirkt und auch die etablierten Player aus dem Finanzsektor gründen oder investieren in Fintechs über eigene Plattformen und sind gezwungen ihre Geschäftsmodelle entsprechend anzupassen. Weitere Impulse zeichnen sich dadurch ab, dass viele neue Fintech-Geschäftsmodelle auf die Blockchain-Technik aufsetzen, der von vielen ein ganz erhebliches weiteres disruptives Potenzial zugetraut wird. Die Blockchain-Technik bringt mit den sich mittlerweile etablierenden Initial Coin Offerings (ICO) disruptives Potenzial auch gleich für die klassische Startup-Finanzierung mit sich. Hier werden nicht mehr ausgewählte Venture Capitel-Geber für die Finanzierungsrunden angesprochen, sondern es werden sogenannte, auf der Blockchain basierende, Token an die technikaffine Allgemeinheit platziert und auf diesem Wege Kapital eingesammelt.

Aufsichtsrechtliche Hürden für Fintechs

Fintechs stehen regelmäßig vor erheblichen rechtlichen Hürden, die sich aus dem Aufsichtsrecht ergeben. Diese sind entweder mit dem Geschäftsmodell selbst verknüpft, weil die angebotenen Leistungen eine entsprechende Erlaubnis durch die BaFin voraussetzen, zum Beispiel nach dem Kreditwesengesetz (KWG), dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) oder oft auch dem Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG).

Die erste Herausforderung ist dabei, überhaupt zu erkennen, dass eine erlaubnispflichtige Tätigkeit vorliegen könnte. Dies erfordert eine spezialisierte rechtliche Beratung. Ist eine solche notwendig, löst dies erheblichen Investitionsbedarf beim Fintech aus, an dem bereits viele Startups scheitern. Denn die Anforderungen zur Erlangung einer solchen Erlaubnis sowie auch an den laufenden Betrieb im Rahmen Erlaubnis sind ganz erheblich und lösen entsprechende Kosten aus. Für viele Fintechs stellt dies tatsächlich eine unüberwindliche Hürde dar. Im Vereinigten Königreich hat man deshalb für Fintechs zeitlich befristete, spezielle Regeln („Regulatory Sandbox“ oder auf deutsch „regulatorischer Sandkasten“) vorgesehen, welche geringere Anforderungen stellen, um diese junge Branche zu fördern. Dieses Vorgehen ist nicht unumstritten und in Deutschland auch nicht vorgesehen. Die jungen Unternehmen hier müssen somit die gleichen Anforderungen wie die etablierten Banken und Finanzdienstleister erfüllen. N26 hat mittlerweile eine Vollbanklizenz - den „schwarzen Gürtel“ der Finanzbereichsregulatorik - und kann sich das aufgrund der Summe eingesammelten Gelder, im Gegensatz zum Gros der Fintechs, auch leisten.

Auch beim Einwerben des notwendigen Kapitals stellen sich aufsichtsrechtliche Fragestellungen. Insbesondere kann es erforderlich sein, ein den entsprechenden rechtlichen Anforderungen genügenden Prospekt zu erstellen, was wiederum mit erheblichen Kosten verbunden ist. Zum anderen sind die jüngst verschärften geldwäscherechtlichen Vorgaben nach dem Geldwäschegesetz (GWG) einzuhalten.

Ein noch mit vielen Unsicherheiten behaftetes Feld stellen die oben genannten ICOs dar, die ganz neue aufsichtsrechtliche Fragen aufwerfen.

Verschärft wird die aufsichtsrechtliche Problematik dadurch, dass ein Verstoß gegen die Erlaubnispflichten massive rechtliche Konsequenzen haben kann bis hin zu Gefängnisstrafen. Umsicht und professionelle rechtliche Beratung sind somit unverzichtbar für Fintechs.