Scheidung auf Chinesisch
Andere Länder, andere Sitten, anderes Familienrecht
Während die Wachstumsraten der chinesischen Wirtschaft in den letzten Jahren stark schwankten, geht es bei der Scheidungsrate im Reich der Mitte stetig bergauf. Bis vor etwa 20 Jahren war es dort ganz schön schwierig, einen Ehepartner loszuwerden. Eine einvernehmliche Scheidung war im chinesischen Familienrecht nicht vorgesehen. Ohne Klage vor Gericht ging nichts. Außerdem musste eine staatliche Institution der Beendigung der Ehe zustimmen. Als 2003 dann das Scheidungsrecht liberaler wurde, brachen alle Dämme und die Zahl der Scheidungen stieg um ein Vielfaches.
Keine Scheidung ohne Bedenkzeit
Dieser Trend war der Kommunistischen Partei dann wohl nicht ganz geheuer. 2020 wurde entsprechend ein Gesetz auf den Weg gebracht, nachdem ein scheidungswilliges Paar eine Bedenkzeit von einem Monat einhalten muss, bevor der Scheidungsantrag bearbeitet werden kann. Nur, wenn als Trennungsgrund häusliche Gewalt angegeben wird, entfällt die Wartefrist.
Entschädigung für Hausarbeit
Ebenfalls auf neuen gesetzlichen Regelungen zur Scheidung beruht eine gerichtliche Entscheidung, die kürzlich nicht nur in China Aufmerksamkeit erregte. Ein chinesischer Ehemann, der die Scheidung eingereicht hatte, wurde vom Scheidungsgericht dazu verurteilt, seiner Ex-Frau nicht nur nachehelichen Unterhalt, sondern zusätzlich eine Entschädigung von 50.000 Yuan für die während der Ehe geleistete Hausarbeit und Kindererziehung zu leisten.
Ehebedingte Nachteile weltweit?
Das neue Gesetz wird in China lebhaft diskutiert. Die Debatte um den Ausgleich ehebedingter Nachteile wird vermutlich in den meisten Ländern der Welt geführt – jedenfalls dort, wo Staat und Religion eine solche Diskussion zulassen.
In Deutschland sollen ehebedingte Nachteile durch den Zugewinnausgleich, den Versorgungsausgleich sowie den nachehelichen Unterhalt kompensiert werden. Dabei wird unterstellt, dass ein Ehegatte – meist nach wie vor die Ehefrau – aufgrund ihrer faktischen Verantwortung für die Führung des Haushalts sowie der Erziehung gemeinsamer Kinder, wirtschaftlich während der Ehe weniger Erfolg und bei der Scheidung daher schlechtere Voraussetzungen für ein eigenständiges Leben hat.
Die deutsch-chinesische Scheidung
Internationale Paare mit Bezugspunkten zu Deutschland und China, sollten sich bereits im Vorfeld einer Trennung und Scheidung von einem Scheidungsanwalt mit Know How bei Ehen und Scheidungen mit Auslandsbzeug beraten lassen. Im internationalen Familienrecht gibt es zahlreiche Anknüpfungspunkte, die darüber entscheiden, welches Recht anwendbar ist. Dazu können die Staatsangehörigkeit, der Wohnort, der Ort der Eheschließung oder auch Eheverträge gehören.