SALES in der Bundesliga

DFL und der Pakt mit dem Teufel

Die DFL ebnet den Weg für einen Milliardendeal. Was wollen die Fußballfunktionäre verändern? Was wird sich im deutschen Fußball und in den 36 Clubs der Bundesliga durch den Einfluss von Finanzinvestoren verändern?

Veröffentlicht am: 18.12.2023
Qualifikation: Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht
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Die Deutsche Fußball Liga (DFL) steht vor einem bedeutenden Schritt in ihrer finanziellen Entwicklung, indem sie eine strategische Partnerschaft mit einem externen Finanzinvestor eingeht. Am 11.11.2023 stimmten die 36 Clubs der Bundesliga für einen Einstieg von Investoren in die DFL. Dieser Milliardendeal wirft jedoch nicht nur wirtschaftliche, sondern auch rechtliche Fragen auf.

Beschluss der Ligaversammlung – Martin Kind sorgt für Krimi ohne Drehbuch

Für den Investoreneinstieg bedurfte es in der Ligaversammlung einer Zwei-Drittel-Mehrheit (24 zu 36 Stimmen). Nach der heimlichen Abstimmung wurde tatsächlich eine hauchdünne Zwei-Drittel-Mehrheit mit 24 Stimmen gezählt. In allen Tickern hieß es am 11.11., es gebe grünes Licht für den Investoreneinstieg in die Profiliga.

Allerdings gibt es Juristen, die an einem wirksamen Beschluss zweifeln. Hintergrund ist, dass Martin Kind als Geschäftsführer von Hannover 96 entgegen der Weisung des Muttervereins womöglich mit für den Investoreneinstieg gestimmt hat. Und auf seine Stimme kam es tatsächlich an. Der Mutterverein hat Kind jedenfalls aufgefordert, mit Nein zu stimmen. Darüber wurde auch die DFL informiert. Fakt ist auch, dass Kind aus gesellschaftsrechtlicher Sicht eindeutig weisungsgebunden war.

Wie hat nun Kind für Hannover 96 abgestimmt? Er legt sein Stimmverhalten in der geheimen Abstimmung nicht offen. Daher gibt es nur Spekulationen und rechtliche was-wäre-wenn-Denkspiele auf Social Media und in Gazetten. Sollte es aber eine geheime Abstimmung in der DFL-Mitgliederversammlung gegeben haben, um sich die nötige Mehrheit zu erschummeln, dürfte das die Bundesliga beschädigen.

Die DFL sieht jedenfalls einen wirksamen Beschluss vorliegen. Die DFL-Geschäftsführung ist mithin aufgefordert, konkrete Schritte für den Investoreneinstieg umzusetzen. Wir werden schon zeitnah erleben, ob der Abstimmungs-Krimi noch ein rechtliches Nachspiel für die DFL oder Martin Kind haben wird. Aktuelle Verlautbarungen von Hannover 96 lassen erahnen, dass der Krimi fortgeschrieben wird.

Wofür der Milliardendeal?

Die DFL plant, eine Milliarde Euro vorwiegend für den Ausbau ihrer Infrastruktur zu verwenden. Die Vermarktung der Bundesliga soll verbessert werden. Hierbei sind Digitalisierung, Internationalisierung und die Einführung einer eigenen Streamingplattform im Fokus. So richtig spezifisch hört sich das nicht an. Die genauen Verwendungszwecke sind jedoch entscheidend, um sicherzustellen, dass die finanziellen Mittel sinnvoll eingesetzt werden. Insbesondere die geplante eigene digitale Plattform mit Videoinhalten und Abomodellen erfordert klare rechtliche Rahmenbedingungen, um Rechte an Inhalten und Datenschutz zu gewährleisten.

Kommen wir zu den Fragen, die die neue Entwicklung aufwirft: Wird jeder interessierte Fußballfan zukünftig die Bundesligaspiele live auf der DFL-eigenen Streamingplattform schauen und vor allem sich leisten können? Was passiert mit den Konkurrenten wie Sky, DAZN, WOW & Co. und was sagt das Kartellamt zum Plan der DFL? Fragen über Fragen, die es zukünftig zu klären gilt. Die Bundesliga wird in der nächsten Zeit auch außerhalb des grünen Platzes die Aufmerksamkeit von Investoren, Journalisten und Juristen auf sich ziehen. Auch wir bleiben dran.

Rechtliche Dimension der Herrschaft von Private Equity

Die Entscheidung der DFL, einen externen Investor aufzunehmen, wirft verschiedene rechtliche Fragestellungen auf. Die Mitgliederversammlung hat die Geschäftsführung beauftragt, Verhandlungen mit potenziellen Investoren aufzunehmen. Die DFL und der DFB wurden in den letzten Jahren nicht müde, ihre Statuten mit ihren Finanz-Fair Play und 50+1-Konstruktionen hochzuhalten. Öffnet die DFL mit ihrer Initiative die Hintertür für Private Equity-Finanzinvestoren? Die DFL-Spitze verneint solche Überlegungen und betont, dass die Interessen der Bundesligaclubs gewahrt bleiben müssen und der Investor keinen Einfluss auf sportliche Belange nehmen darf. Die "roten Linien", die die Geschäftsführung verspricht, müssen sorgfältig definiert und im Vertrag verankert werden.

Kritiker, wie der 1. FC Köln, und viele Fans befürchten allerdings indirekte Einflussnahmen durch Private-Equity-Unternehmen. Solche Bedenken sind nicht unbegründet. Herrscht doch in der Wirtschaft der Grundsatz, dass jeder Investor, der Geld in die Hand nimmt und finanzielle Risiken eingeht, immer auch Einflussnahme und Sicherheiten einfordert. Hohe Investitionen ohne Einfluss und Sicherheit kennt das Casino, aber nicht der Kapitalmarkt und schon gar nicht der Private-Equity-Markt.

Risiken für die Clubs

Die Investition von einer Milliarde Euro in die DFL zieht auch Verpflichtungen für die Clubs nach sich. Die geplanten Verwendungszwecke, wie die Stärkung der Auslandsvermarktung und Maßnahmen gegen illegales Streaming, könnten langfristig die Attraktivität der Bundesliga steigern. Der Downside des DFL-Deals ist jedoch, dass die Clubs auf rund 8 % ihrer Einnahmen verzichten, was für einige Klubs eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen dürfte. Die Verhandlungen mit potenziellen Investoren müssen daher auch die Interessen der Clubs berücksichtigen und transparente Regelungen für die langfristige Finanzierung sicherstellen.

Der Teufel steckt im Detail

Jedenfalls ein Punkt dürfte jetzt schon klar sein. Es wird auf die ausgehandelten Details des Deals ankommen. Die Initiative lässt sich heute sportpolitisch und rechtlich nicht abschließend beurteilen. Die Entscheidung der DFL, Investoren aufzunehmen, markiert einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung des deutschen Profi-Fußballs. Das gesamte angestrebte Konzept der Checks and Balances, also die rechtliche Absicherung, Einflussbegrenzung, klare Verwendungszwecke der Investitionen und eine ausgewogene Verteilung der finanziellen Belastungen auf die Clubs sind entscheidend für den Erfolg des Deals. In den kommenden Verhandlungen müssen die DFL und die Bundesligaclubs auch beweisen, dass der Fußballsport in Deutschland nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sportlich von dieser Partnerschaft profitiert.

Voraussetzung der Umsetzung der Investorenaufnahme ist jedoch, dass der Beschluss der DFL-Mitgiederversammlung nicht vor Gericht gekippt wird. Stellt sich heraus, dass die Liga-Funktionäre durch eine geheime Wahl die weisungswidrige Abstimmung Kinds unterstützt haben, ist der Milliarden-Deal in Gefahr.

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