Prozessfinanzierung bei Schiedsverfahren
Risikomanagement bei Streitverfahren vor Schiedsgerichten
Viele Unternehmenslenker kennen das Sprichwort „Vor Gericht und auf hoher See sind wir allein in Gottes Hand“. Nahezu jeder CEO wird bestätigen, dass der Ausgang von gerichtlichen Auseinandersetzungen sich nur selten vorhersagen lässt.
In der heutigen globalisierten Wirtschaft sind Schiedsverfahren eine zunehmend bevorzugte Methode zur Beilegung von internationalen Handelsstreitigkeiten. Sie bieten eine diskrete und schnelle Lösung, um komplexe Streitigkeiten und Rechtsfragen zu klären, ohne die öffentlichen Gerichtssysteme in Anspruch nehmen zu müssen. Doch trotz ihrer Effizienz können die damit verbundenen Kosten prohibitiv sein, insbesondere bei langwierigen oder besonders komplizierten Fällen. Hier kommt die Prozessfinanzierung ins Spiel, die eine praktikable Lösung für Kläger darstellt, die sonst möglicherweise nicht in der Lage wären, ihre Rechte durchzusetzen.
Rolle der Schiedsverfahren
Schiedsverfahren sind vor allem in der Wirtschaftswelt beliebt, da sie eine neutrale und fachlich fundierte Beurteilung von Streitigkeiten ermöglichen. In Branchen wie Chemie, Energie, IT, Pharma und Bauwesen ist es üblich, Streitigkeiten durch Schiedsgerichte und nicht durch staatliche Gerichte zu klären. Ein weiterer Vorteil ist die Flexibilität bei der Gestaltung des Verfahrens – von der Wahl der Schiedsrichter bis hin zur Sprache und dem Ort des Verfahrens. Ein Schiedsurteil ist zudem international leichter durchsetzbar dank des New Yorker Übereinkommens von 1958, welches die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche regelt.
Rolle der Prozessfinanzierung
Prozessfinanzierung ist eine Dienstleistung, bei der ein Finanzierer die Kosten eines Rechtsstreits trägt und im Erfolgsfall einen vorab vereinbarten Anteil des erstrittenen Betrags erhält. Diese Art der Finanzierung ist besonders nützlich in Bereichen wie Commercial, Gesellschaftsrecht und großen zivilrechtlichen Streitigkeiten. Egal, ob es sich um Gerichtsstreitigkeiten mit Unternehmen, Klagen gegen Geschäftsführer oder Erbauseinandersetzungen handelt. Für Kläger bedeutet dies, dass sie ihre rechtlichen Ansprüche verfolgen können, ohne das finanzielle Risiko eines möglichen Verlusts tragen zu müssen.
Vorteile der Prozessfinanzierung im Schiedsverfahren
Die Hauptvorteile der Prozessfinanzierung liegen in der Risikoübernahme durch den Finanzierer, dem Zugang zu hochqualifizierten Rechtsanwälten und einer verbesserten Verhandlungsposition. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihre Liquidität bewahren und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können, ohne durch teure und zeitaufwändige Rechtsstreitigkeiten belastet zu werden.
Anders als im staatlichen deutschen Gerichtsverfahren sind bei einem verloren gegangenen Streit im Schiedsverfahren die Kosten des Anwalts der Gegenpartei nicht nach dem sogenannten RVG gedeckelt. Wird das Schiedsverfahren verloren, muss der unterliegenden Kläger im Zweifel sehr hohe Anwaltskosten der Gegenseite übernehmen. Dies lässt sich durch eine Prozessfinanzierung effektiv vermeiden.
Praktische und strategische Überlegungen
Die Entscheidung für eine Prozessfinanzierung sollte nicht leichtfertig getroffen werden. Es ist wichtig, das Angebot sorgfältig zu prüfen und zu bewerten, wie es die eigenen Chancen und Risiken im Schiedsverfahren beeinflusst. Die Zusammenarbeit mit einer Kanzlei, die Erfahrung in der Prozessfinanzierung hat, kann dabei helfen, die am besten geeigneten Bedingungen auszuhandeln.
Zusammenfassend bietet die Prozessfinanzierung bei Schiedsverfahren eine kritische Ressource für diejenigen, die ihre rechtlichen Ansprüche durchsetzen möchten, ohne dabei unverhältnismäßige finanzielle Risiken einzugehen. Durch die Übernahme der Prozesskosten durch einen Dritten können Kläger mit begrenzten Ressourcen oder diejenigen, die das Risiko scheuen, Ihre Forderungen in einer unsicheren Umgebung realisieren.