Eheschließungen und Scheidungen in Deutschland
Statistiken im Schatten der Corona-Krise
Offizielle Zahlen rund um Heirat und Scheidung - mit Hintergründen.
Die Zahl der Eheschließungen in Deutschland ist im Jahr 2021 auf einen neuen historischen Tiefstand gesunken. Die deutlich rückläufigen Eheschließungen führt das Statische Bundesamt auf die Umstände bzw. den Ausbruch der Corona-Pandemie zurück, schließlich waren Kontaktbeschränkungen eingeführt wurden. Gleichzeitig schränkten auch viele Standesämter ihre Leistungen ein.
Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) haben im Jahr 2021 rund 357.800 Paare geheiratet. Damit wurden 2021 noch einmal 15.500 oder 4,2 % weniger Ehen geschlossen als im ersten Corona-Jahr 2020, in dem die Zahl bereits um 10,3 % gegenüber dem Vorjahr gesunken war. Im Osten Deutschlands war der Rückgang der Zahl der Eheschließungen im Jahr 2021 sogar mit -8,6 % stärker ausgeprägt als im Westen mit -3,5 %.
Hierzu kann auch beigetragen haben, dass in Ostdeutschland derzeit die Zahl der Menschen im Alter um 30 Jahre abnimmt. Bei den etwa 30-Jährigen sind die Heiratsraten üblicherweise am höchsten, allerdings befinden sich aktuell die in den östlichen Bundesländern schwach besetzen Geburtsjahrgänge von Anfang der 1990er Jahre in diesem Alter.
2021 wurden in ganz Deutschland 349.000 Ehen (2020: 363.000) zwischen Mann und Frau und 8.700 Ehen (2020: 9.900) zwischen Personen gleichen Geschlechts geschlossen. Ohne Umwandlungen einer eingetragenen Lebenspartnerschaft in eine Ehe waren es 7.800 gleichgeschlechtliche Eheschließungen im Jahr 2021 (2020: 8.400).
Geburtenzahl auf dem höchsten Niveau seit 1997
Im Gegensatz zu den Eheschließungen nahm die Zahl der Geburten zu. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland nach vorläufigen Angaben rund 795.500 Kinder geboren. Das war die höchste Geburtenzahl seit 1997 (812.173 Kinder). Damit stieg die Geburtenzahl im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2020 um 2,0 %.
Deutschlandweit war auch eine Zunahme der Geburten der dritten Kinder zu beobachten. Sie stiegen um 3,9 %.
Längere Ehen – weniger Scheidungen?
Nachdem nach der Jahrtausendwende statistisch mehr als jede zweite Ehe geschieden wurde, entwickelte sich die Scheidungsquote bis 2018 sehr positiv und lag nur noch bei 33 Prozent. Diese Verwässrung der Scheidungsrate basiert auf der Einführung der “Ehe für Alle” Ende 2017, sodass im Jahr 2018 fast 33.000 gleichgeschlechtliche Paare die Ehe eingingen.
Im Jahr 2019 nahm die Zahl der Eheschließungen jedoch wieder um knapp 8 Prozent ab und die Scheidungsrate stieg um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2020 sank die Zahl der Eheschließungen weiter, bei gleichzeitigem Anstieg der Scheidungsrate auf 38,5 Prozent.
Auffällig ist, dass die Ehedauer wieder kürzer wird. Das Scheidungsrisiko hängt nicht nur davon ab, wann die Ehe geschlossen wurde, sondern auch von der Dauer der Ehe. Hielt eine Ehe vor etwa 20 Jahren knapp unter 13 Jahren, waren es 2017 wieder 15 Jahre. Seither verkürzt sich die durchschnittliche Ehedauer bis zu einer Scheidung jährlich wieder um einen Monat und liegt in Jahr 2020 bei 14,7 Jahren.
Angeblich weisen Ehen, die seit fünf bis neun Jahren bestanden haben, das höchste Scheidungsrisiko auf. Von den rund 149.000 Ehepaaren, die im Jahr 2019 geschieden wurden, waren die meisten sechs Jahre verheiratet (5,2 Prozent). Die nächsthöheren Werte entfielen auf die Ehedauern von sieben und fünf Jahren (5,1 bzw. 5,0 Prozent). Bis zu diesen Höchstwerten nimmt das Scheidungsrisiko tendenziell zu, danach nimmt es tendenziell ab.
Die meisten Scheidungen werden zudem im hohen Norden eingereicht, während im Süden Deutschlands besonders viele Ehen ein Leben lang anhalten. Insgesamt befindet sich die Ehe aber im Abwärtstrend, sodass Scheidungsanwälte in München wohl ebenso ausgelastet sind, wie Scheidungsanwälte in Hamburg.