Shein rückt ins Blickfeld der EU

EU-Kommission eröffnet Untersuchung

Temu, AliExpress, Shein – die Liste der Online-Shopping-Anbieter wird immer länger und bei EU-Bürgern zunehmend beliebter. Noch nie war es günstiger, Kleidung und ähnliche Artikel zu erwerben. Doch das könnte sich bald ändern. Die EU-Kommission äußert Bedenken hinsichtlich der Einhaltung von EU-Standards und nimmt nun nach Temu auch Shein genauer unter die Lupe.

Veröffentlicht am: 07.02.2025
Von: Uresa Rakaj
Qualifikation: Wissenschaftliche Mitarbeiterin
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Bereits seit Längerem verfolgt die EU-Kommission ein entschiedeneres Vorgehen gegen den massenhaften Import von Billigprodukten. Nachdem im vergangenen Jahr bereits der Onlineshop Temu ins Blickfeld der EU gerückt ist, ist nun auch einer der größten E-Commerce-Anbieter an der Reihe. Anlass der Untersuchung seien Zweifel an Sheins Einhaltung der Verbraucherschutzvorschriften sowie der Verdacht auf unlautere Geschäftspraktiken.

E-Commerce boomt

Das Interesse am Online-Shopping steigt rasant. Mehr als 70 % der EU-Bürger bestellen Ein Großteil dieser Produkte kommt aus weit entfernten Ländern, insbesondere aus China. Täglich gelangen rund zwölf Millionen Pakete aus Nicht-EU-Staaten in die Europäische Union - Tendenz steigend. Damit gewinnt die Einhaltung europäischer Standards zunehmend an Bedeutung. Doch viele der importierten Waren bergen Risiken: Häufig müssen sie aufgrund mangelnder Einhaltung der EU-Standards als unsicher eingestuft werden. Die Liste der europäischen Verbraucherschutzbehörden mit schadhaften oder gefährlichen Produkten wird immer länger. 

Neue Zollmaßnahme erforderlich – so EU

Zur Gewährleistung fairer Wettbewerbsbedingungen gilt derzeit eine Zollbefreiung für Sendungen, deren Wert 150 Euro nicht übersteigt. Angesichts der stetig wachsenden Importmengen erweist sie sich jedoch zunehmend als problematisch. Bei täglich zwölf Millionen importierten Sendungen wird eine effektive Überwachung immer schwieriger – diese ist jedoch essenziell, um die Einhaltung der EU-Standards zu sichern.

Eines der Ziele der aktuellen Überprüfung der E-Commerce-Anbieter ist daher die Einführung einer Bearbeitungsgebühr für direkt an Verbraucher gelieferte E-Commerce-Waren. Diese Maßnahme soll die Kosten für Zoll- und Marktüberwachung ausgleichen.

Genaueres bleibt abzuwarten

Der E-Commerce ist in vielerlei Hinsicht eine schwer zu regulierende Materie. Wettbewerbsrecht, Verbraucherschutz und missbräuchliche Vertragspraktiken sind nur einige der zu beachtenden Aspekte.

Shein selbst begrüßt laut eigenen Angaben die Bemühungen zur Stärkung des Vertrauens und der Sicherheit europäischer Verbraucher im Online-Handel. Es ist zu erwarten, dass sich die EU-Kommission nach Shein, Temu und AliExpress auch weitere Händler genauer anschaut. Offen bleibt jedoch, wie sich die möglichen Maßnahmen auf die Verbraucher auswirken. Insbesondere stellt sich die Frage, ob die voraussichtlich unvermeidbare Bearbeitungsgebühr direkt an die Käufer weitergegeben wird – dies wird sich wohl erst nach ihrer Einführung zeigen.