Quiet Firing
Wenn der Chef die Kündigung provoziert
Beim Quiet Firing wird die Eigenkündigung des Mitarbeiters provoziert, um das Kündigungsschutzgesetz zu umgehen oder eine Abfindung zu sparen.
Als Reaktion auf den Tiktok Trend „Quiet Quitting“ setzt sich jetzt unter den Arbeitgebern der Gegentrend des sog. „Quiet Firing“ durch. Was das bedeutet, was Arbeitgeber beachten müssen und was Arbeitnehmer tun können.
Hintergrund: Quiet Quitting als Trend in Social Media
Alles begann Mitte 2022, als infolge eines TikTok-Vdeos plötzlich der Begriff des "Quiet Quitting" in aller Munde lag. Unter Quiet Quitting (deutsch: stille Kündigung) versteht man, wenn Angestellte nur noch das absolut Notwendige tun, um nicht gekündigt zu werden.
In der Generation Work-Life-Balance verbreitete sich die Einstellung rasant. In Zeiten von Fachkräftemangel und Inflation holt der Begriff viele ab, die sich von ihren Arbeitgebern nicht (mehr) richtig wertgeschätzt fühlen.
Neuer Trend: Quiet Firing
Unter Quiet Firing (deutsch: stilles Feuern) versteht man entsprechend auch nicht etwa die unausgesprochene Kündigung durch den Arbeitgeber, sondern lediglich das mittelbare Herbeiführen der Kündigung durch den Mitarbeiter.
Das Vorgehen beim Quiet Firing ist subtil: der Betroffenen wird methodisch vergrault, ohne dass dabei die relevante Schwelle zum Mobbing oder dergleichen überschritten wird. Denn auch hier sind Arbeitgeber natürlich an rechtliche Vorschriften gebunden.
Beispiele: Vorgehen beim Quiet Firing
Folgende Verhaltensweisen des Arbeitgebers qualifizieren sich als „Quiet Firing“:
- Keine Aufgaben oder unnötige Aufgaben
- Dauerhafte Kritik
- Zu geringe Bezahlung
- Keine Einbeziehung, Einladung
- Keine Perspektive eröffnen
Wann quiet firing und wann schlechte Unternehmensführung vorliegt, mag nicht immer klar sein. Die Taktik ist jedenfalls, den Arbeitnehmer zu zermürben und seinerseits zur Kündigung zu zwingen.
Gründe: Warum Quiet Firing?
Aber warum macht der Chef sowas? Hintergrund des Quiet Firing dürfte sein, dass gerade nach dem deutschen Rechtssystem Arbeitnehmer nicht immer einfach zu kündigen sind.
Liegt kein Kündigungsgrund für eine außerordentliche Kündigung vor, muss die ordentliche Kündigung oft diversen Vorschriften des Kündigungsschutzgesetzes genügen. Es gilt, vertragliche Kündigungsfristen einzuhalten. Darüber hinaus muss möglicherweise eine vertraglich vereinbarte Abfindung gezahlt werden. All dies kann der Arbeitgeber durch eine Eigenkündigung des Mitarbeiters umgehen.
Folgen: Was können Arbeitnehmer tun?
Betroffene sollten sich erstmal möglichst sicher sein: Liegt hier ein Fall des Quiet Firing vor, oder ist mein Chef einfach selbst überfordert? Hierzu gehört auch die Prüfung der Frage, inwiefern der Chef theoretisch frei wäre, seinerseits zu kündigen. Kann er sich mit einer Kündigungsfrist von 1 Monat ohne weitere Folgen von seinem Mitarbeiter lösen, hätte er dies wohl längst getan.
Rechtlich schuldet der Arbeitgeber die Stellung des Arbeitsplatzes. Er muss dafür sorgen, dass der Mitarbeiter seine Aufgaben wahrnehmen kann. Führen Gespräche mit dem Chef nicht zum erhofften Ziel, sollten alle Aufgaben, deren Erledigung und Gespräche mit dem Chef genaustens dokumentiert werden, falls es einmal zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommt.
Wo unberechtigte Kritik geübt und später als Kündigungsgrund für eine außerordentliche Kündigung ins Feld geführt wird, sollten die Beteiligten umgehend Kündigungsschutzklage erheben.