DAZN verklagt DFL

TV-Rechtestreit landet vor Schiedsgericht

Der Streit um die Vergabe der TV-Rechte für die Bundesliga wirft ein Schlaglicht auf die komplexen Auseinandersetzungen innerhalb der modernen Sportmedienlandschaft. DAZN und DFL haben beide ihre eigene Version davon, was schiefgelaufen ist.

Veröffentlicht am: 02.05.2024
Qualifikation: Rechtsanwältin, Arbitration & Litigation
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Im Zentrum dieses Konflikts stehen die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der Streaming-Dienst DAZN, deren Disput exemplarisch die Spannungen zwischen traditionellen und neuen Medienakteuren aufzeigt. Während DAZN, als repräsentativer Vertreter der digitalen Streaming-Plattformen, nach erweiterten Übertragungsrechten strebt, steht die DFL vor der Herausforderung, die Interessen verschiedener Bieter ausgewogen zu berücksichtigen und dabei die Integrität und finanzielle Stabilität der Liga zu wahren. Diese Auseinandersetzung ist nicht nur eine Frage von erheblichen finanziellen Summen, sondern sie beleuchtet auch die zunehmend wichtige Rolle von Schiedsverfahren in der Sportrechtswelt, um solche hochkarätigen Streitigkeiten zu lösen.

Worum wird gestritten?

Der Konflikt zwischen dem Streaminganbieter DAZN und der DFL entzündete sich an der Vergabe der TV-Rechte für die Bundesliga ab den Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29. Der Kern des Streits liegt in der Entscheidung der DFL, das Rechtepaket B, welches unter anderem die Übertragungsrechte für die Spiele am Samstagnachmittag und am Freitagabend umfasst, an den Konkurrenten Sky zu vergeben, statt an DAZN. Letztere behauptet, ein finanziell besseres Angebot für die TV-Rechte vorgelegt zu haben und fühlt sich nun, da die Rechte an den Konkurrenten Sky gegangen sind, benachteiligt.

Aus rechtlicher Sicht ist der Streit geprägt von einer anspruchsvollen Auseinandersetzung um die Gleichbehandlung und Transparenz im Bieterverfahren. Während DAZN der DFL vorwirft, nicht korrekt über die Vergabebedingungen informiert worden zu sein, betont die DFL, dass alle Bedingungen klar kommuniziert wurden. Das Angebot von DAZN entsprach leider nicht den Ausschreibungsrichtlinien – so die Einlassung der DFL. Das Problem will DAZN nun vor dem Schiedsverfahren klären.

DAZN und DFL  ein ungleiches Paar

Wer sind eigentlich die zwei Player? Die DFL spielt eine zentrale Rolle in der Organisation und kommerziellen Nutzung des professionellen Fußballs in Deutschland. Sie verfolgt das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der Bundesliga und der 2. Bundesliga zu steigern. Die DFL wurde 2001 gegründet und ist eine Tochtergesellschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Ihre Hauptaufgaben umfassen den Ligabetrieb. Die DFL organisiert den Spielbetrieb der Bundesliga und der 2. Bundesliga. Eine weitere wichtige Aufgabe der DFL liegt in der Vermarktung der Medienrechte an den Ligen. Sie ist verantwortlich für den Verkauf der Übertragungsrechte für Fernsehen, Radio und Internet, sowohl national als auch international, was eine bedeutende Einnahmequelle für die Liga darstellt. Schließlich erteilt und überprüft die DFL auch die Lizenzen an die Fußballclubs, um sicherzustellen, dass diese sowohl sportliche als auch wirtschaftliche Kriterien erfüllen, um am Ligabetrieb teilnehmen zu können.

DAZN ist ein internationaler Over-the-Top (OTT) Streaming-Dienst, der sich hauptsächlich auf Sportübertragungen spezialisiert. Das Unternehmen wurde 2016 gegründet und ist Teil der DAZN Group, vormals bekannt als Perform Group. DAZN bietet seinen Nutzern Zugang zu Live- und On-Demand-Streams von einer Vielzahl von Sportereignissen, einschließlich Fußball, Boxen, Tennis, Basketball und Motorsport.

Ablauf des Schiedsverfahrens

DAZN hat im Rahmen des Streits nunmehr die DIS eingeschaltet. DIS steht als Abkürzung für Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit. Die DIS ist eine bedeutende Organisation in Deutschland, die als zentrale Anlaufstelle für die Durchführung von nationalen und internationalen Schiedsverfahren fungiert.

In dem von DAZN initiierten Schiedsverfahren benennen beide Streitparteien je einen unparteilichen Schiedsrichter. Diese beiden wählen zusammen einen Vorsitzenden Schiedsrichter aus. Das resultierende dreiköpfige Schiedsgericht versucht zunächst, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Scheitert dieser Versuch, trifft das Schiedsgericht eine Entscheidung mit der Wirkung eines rechtskräftigen Urteils, das wie ein Urteil eines ordentlichen Gerichts wirkt.

Dieses Schiedsurteil kann dann nur bei formellen Verstößen vor ordentlichen Gerichten angefochten werden.

Taktische Manöver

Taktisch betrachtet ist der Gang zum Schiedsgericht für DAZN eine Möglichkeit, eine Revision der Vergabeentscheidung zu erreichen. Durch das Einlegen einer Schiedsklage signalisiert DAZN nicht nur seine Unzufriedenheit mit dem bisherigen Ausgang, sondern auch die Bereitschaft, den Konflikt auf einer formellen Ebene weiterzuführen.

Die DFL hingegen sieht sich gut vorbereitet auf das Schiedsverfahren und erwartet, dass das Schiedsgericht die erfolgte Rechtevergabe bestätigen und alle Beteiligten den aktuellen Stand als abschließend akzeptieren werden. Eine Situation, die auch dem lachenden Dritten Sky in die Hände spielen würde.

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