Schwarzgeld auf den Cayman Islands
Rechtsanwälte und Steuerberater erwarten neue Welle von Selbstanzeigen
Bei einer Routineüberprüfung im Hafen von Hamburg stellte der Zoll ca. 1.000 Kartons mit 14.000 Akten zu Kundenkonten der Schweizer Privatbank Coutts auf den Caymans sicher. Die Unterlagen wurden auf einem griechischen Frachtschiff gefunden. Dieses war aus der Karibik (Jamaika) nach Hamburg gekommen. Warum derartige Akten mit einem Frachtschiff aus der Karibik nach Deutschland gebracht werden, erscheint natürlich rätselhaft. Dem Hamburger Abendblatt, das sich wiederum auf den Focus als Quelle beruft, spricht von einem Versehen. Andere Quellen gehen davon aus, dass die Bank die Kundendaten in Europa sichern wollte.
Der Fund ist vergleichbar mit dem Auftauchen der sogenannten "Steuer-CDs" und wird ebenfalls zu Ermittlungen im Steuerstrafrecht führen. Die Steuerfahndung und Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat bereits die Ermittlungen übernommen. "Die Welt" spricht bereits vom "Alptraum deutscher Steuerbetrüger".
Hintergrund
Nachdem es in letzter Zeit etwas ruhiger um die vermeintlichen bzw. ehemaligen europäischen Steueroasen wie z.B. die Schweiz geworden ist, und viele der dort aktiven Steuerhinterzieher bereits eine Selbstanzeige gestellt haben, wurde allgemein erwartet, dass der Fokus künftig auf den außereuropäischen Steuerparadiesen liegen wird. Durch den jetzigen Zufallsfund könnte einiges ins Rollen kommen. Die Schweizer Bank Coutts steht nicht zum ersten Mal im Visier der deutschen Steuerbehörden. Wie viel Schwarzgeld - gerade von deutschen Anlegern - tatsächlich auf den Cayman Islands liegt, ist fraglich. Die Steueroase wurde aber gerade von sehr vermögenden Privatpersonen und Familien für die Steuerhinterziehung genutzt. Wie bedeutend die Caymans für die Steuerhinterziehung in Deutschland waren und sind, könnte sich nun nach dem Fund in der Anzahl der Selbstanzeigen widerspiegeln. Bereits bei anderen medialen Ereignissen wie den Ankauf der Steuer-CDs oder dem Steuerhinterziehungsprozess von Uli Hoeneß gab es in der Vergangenheit ja stets eine neue Welle von Selbstanzeigen, mit denen Rechtsanwälte für Steuerstrafrecht und Steuerberater beauftragt wurden. Das Abendblatt aus Hamburg spricht von inzwischen ca. 60.000 Selbstanzeigen wegen Steuerhinterziehung in den letzten vier Jahren.