Geschäftsführer in zwei Unternehmen?
CEO-Doppelrolle: Macht vs. Risiko
In der modernen Geschäftswelt scheint nichts unmöglich. Potente Geschäftsführer übernehmen sogar die Leitung von zwei oder mehreren Unternehmen gleichzeitig – ein tollkühner Balanceakt.
In der heutigen Geschäftswelt ist es nicht ungewöhnlich, dass Top-Manager mehrere Rollen übernehmen. Besonders faszinierend ist dabei das Phänomen der „doppelten Geschäftsführung“, bei der ein CEO gleichzeitig zwei Unternehmen leitet. Doch welche Risiken und Herausforderungen sind mit diesem Modell verbunden?
Für Geschäftsführer kann die Leitung von zwei Unternehmen eine prestigeträchtige Herausforderung sein. Und welcher CEO will nicht nach außen Macht und Größe demonstrieren? Die Möglichkeit, verschiedene Unternehmen zu steuern und Synergien zwischen den Einheiten zu nutzen, ist verlockend. Diese Spezies von Geschäftsführern werden oft als Magier angesehen, die in der Lage sind, mehrere komplexe Projekte gleichzeitig zu jonglieren.
Mächtige Doppel-CEOs – es gibt sie wirklich
Diese mächtig erscheinenden Geschäftsführer gab es schon immer und sie wird es immer geben. Dabei sprechen wir nicht von Konzernstrukturen, bei denen Personen quasi als Strohmann-Geschäftsführer in begrenzt operativ tätigen Gesellschaften positioniert werden, die man oft zum Beispiel in der Finanzbranche vorfindet. Multi-Geschäftsführungen in echten eigenständig operativ tätigen Unternehmen sind eine große Herausforderung für die Macher.
Einige prominente Beispiele zeigen, wie CEOs eine Multi-Geschäftsführung erfolgreich meistern. Ein populärer Magier ist Elon Musk, der Tesla, SpaceX, die Medienplattform X sowie die KI-Firma x-AI teils sehr unkonventionell leitet. Eine Doppelrolle hatte auch der hoch angesehene Steve Jobs besetzt. Er hat dem Apple-Konzern zu Ruhm verholfen und nebenbei auch Pixar geleitet. Aber auch in Deutschland stellen sich Aktionäre immer wieder die Frage, ob die Rolle von Oliver Blume als Multi-CEO bei VW und Porsche für die Firmen sinnvoll ist.
Diese Führungskräfte zeichnen sich durch hervorragende Organisation, strategische Weitsicht und starke Unterstützungsteams aus. Dennoch gibt es auch zahlreiche Fälle, in denen diese Doppelrolle scheiterte, oft aufgrund von Überlastung und Interessenskonflikten.
Konfliktpotenzial und Interessenskonflikte
Eines der größten Risiken der Multi-CEOs sind Interessenskonflikte in den Unternehmen. Wenn zwei Unternehmen in denselben Märkten agieren oder ähnliche Geschäftsfelder bedienen, kann es schwierig sein, objektive Entscheidungen zu treffen. Diese Konflikte können das Vertrauen der Stakeholder beeinträchtigen und die Integrität des CEOs in Frage stellen.
Ein aktuelles Beispiel von Interessenkonflikten liefert Elon Musk. Musk leitete erst kürzlich bei Nvidia bestellte GPU-Chips von Tesla zu seiner KI-Firma xAI um und verärgerte insbesondere institutionelle Tesla-Investoren. Musk hat mit dieser Maßnahme auch seine Forderung nach mehr Anteilen an Tesla durchgesetzt.
Laufende Interessenkonflikte können das Vertrauen von Mitarbeitern, Kunden, Investoren und anderen Stakeholdern in die Geschäftsführung erheblich beeinträchtigen. Ein beschädigtes Ansehen kann langfristige negative Auswirkungen auf das Unternehmen haben. Es kann sogar zum Verlust von Geschäftspartnern und Schwierigkeiten bei der Gewinnung von Talenten führen.
Aus den Interessenkonflikten können aber auch rechtliche Konsequenzen führen, insbesondere wenn es um die Einhaltung von Unternehmensvorschriften, Gesetzen zur Korruptionsbekämpfung und anderen Compliance-Anforderungen geht. Verstöße können zu Bußgeldern, Schadensersatzansprüchen gegenüber Unternehmen und Geschäftsführung führen und sogar strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Ein Doppel-CEO, der sich nicht haftbar machen will, muss sicherstellen, dass die geleiteten Unternehmen alle gesetzlichen Vorschriften einhalten. Dies umfasst die Compliance mit dienst- und arbeitsrechtlichen Bestimmungen, Datenschutzgesetzen und Branchenvorschriften.
Operative Überlastung des Geschäftsführers
Ein CEO muss in der Lage sein, klare Prioritäten zu setzen und effektive Delegationsstrategien zu entwickeln. Ohne diese Fähigkeiten kann die Leitung beider Unternehmen schnell chaotisch werden. Die Leitung eines Unternehmens ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Geschäftsführer, die versuchen, zwei Unternehmen gleichzeitig zu führen, laufen Gefahr, sich zu überlasten. Die operative Belastung kann zu einem Burnout führen und die Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigen. Langfristig kann dies die Performance beider Unternehmen negativ beeinflussen. Daher werden Gesellschafter eine solche dauerhafte Multi-Geschäftsführung sehr oft kritisch beobachten.
Anwaltliche Sichtweise: Chancen vs. Risiken
Die doppelte Geschäftsführung bleibt ein kontroverses Thema. Während die potenziellen Vorteile verlockend sein mögen, sind die damit verbundenen Risiken erheblich. Unternehmen und ihre Führungskräfte müssen sorgfältig abwägen, ob dieser Ansatz für ihre spezifische Situation geeignet ist. Ein erfolgreicher CEO braucht nicht nur Talent, sondern auch ein tiefes Verständnis der Herausforderungen und eine starke Infrastruktur, um eine Doppelbelastung zu bewältigen.
Wenn Geschäftsentscheidungen durch ambivalente Interessen beeinflusst werden, setzt sich der Geschäftsführer verschärften Haftungsrisiken aus. Wenn es zu Interessenkonflikten bei der Geschäftsführung kommt, führt dies direkt zu schlechten oder voreingenommenen Entscheidungen, die nicht im besten Interesse beider Unternehmen sind. Eine verzerrte Entscheidungsfindung kann die strategische Unternehmensausrichtung beeinträchtigen.
Innerhalb des Unternehmens können Interessenkonflikte nicht nur zu Misstrauen und Spannungen führen. Aufsichtsräte und andere Kontrollorgane des Unternehmens werden die Handlungen des Geschäftsführers immer kritisch hinterfragen müssen. Dies kann zu internen Untersuchungen, Disziplinarmaßnahmen, zur außerordentlichen Abberufung und sogar zu Haftungsklagen gegen den Geschäftsführer führen.